Meine beiden aktuellen fotografischen Arbeiten tragen den Titel „Inferno“. Mit diesen Fotografien lotete ich gezielt die Möglichkeiten der digitalen Fotografie abseits klassischer Darstellungsformen aus. Entstanden ist eine abstrakte, energetisch aufgeladene Komposition in intensiven Rot- und Brauntönen, durchdrungen von leuchtenden, glühenden Akzenten im Zentrum und Rand.
Inferno
Die organisch wirkenden Strukturen entstehen durch das Spiel von Licht, Schatten und Bewegung, die für mich sowohl innere als auch äußere Energien sichtbar machen. Mich fasziniert, wie innerhalb dieser dichten Bildfläche eine Atmosphäre entsteht, die fast an einen pulsierenden Kosmos und gleichzeitig an das Erdinnere erinnert – jeweils ein Ort, an dem Energien spürbar werden und Formen sich immer wieder aufs Neue verwandeln.
In diesen Arbeiten verdichten sich flammende Rottöne und tiefe Schatten zu einem brodelnden Inferno, das den Blick unmittelbar in einen Zustand der Bedrohung zieht. Die abstrakten, organischen Strukturen wirken wie Rauchschwaden und Flammen, die von zerstörerischer Energie, gesellschaftlicher Explosion und Kontrollverlust durchdrungen sind. Jede Linie, jede Verdichtung scheint die drohende Eskalation von Gewalt zu spiegeln. Sie ist ein Sinnbild für alles, was unsere gegenwärtigen Entscheidungen heraufbeschwören können. Die intensive Farbpalette aus Rot, Braun und den glühenden Akzenten kann dabei als Symbol für Gefahr, Ausbruch und kollektive Krisen gesehen werden.
Das Zentrum der Fotografien erscheint wie das Tor zu einer apokalyptischen Welt, in der sich die Folgen menschlichen Handelns manifestieren. Hier brodelt die Hölle als Metapher für kommende Katastrophen, eruptive Zustände und soziale Verwerfungen. Die Bildfläche verwandelt sich in eine Projektionsfläche für Angst, Wut und zerstörerische Kräfte, die sich jederzeit Bahn brechen können. Durch eine radikale Abstrahierung werden klassische Darstellungsformen aufgelöst. Zurück bleibt ein visuelles Manifest, das die Betrachter:innen in einen Zustand der Alarmbereitschaft versetzt und auf die dunklen Seiten kollektiver Entwicklungen verweist.
Diese energetisch aufgeladenen Kompositionen sind keine Beobachtungen, sondern Warnungen. Sie zeigen uns das, was uns als Folge unserer heutigen Entscheidungen und gesellschaftlichen Dynamiken erwarten könnte. Es ist eine „Hölle“, die sich mitten unter uns auftut, sobald zerstörerische Kräfte entfesselt werden.
Mit „Inferno“ suche ich gezielt die Auflösung der Grenze zwischen Fotografie und Abstraktion. In meinen Werken möchte ich Momente schaffen, in denen Naturgewalten, Strömungen und Emotionen aufeinandertreffen und ein meditatives, immersives Bildfeld entsteht. Besonders fasziniert mich, wie sich durch das freie Spiel von Farbe und Struktur fotografische Räume erschließen, in denen das Gegenständliche verschwindet. Diese Annäherung an das Experiment und die Freiheit der Abstraktion ist auch für meine Arbeit zentral. Mit „Inferno” verstehe ich Fotografie als Medium, das gestische Malerei und digitale Transformation verbindet und als Einladung dient, in einen emotionalen Resonanzraum einzutauchen.

